Was aus dem Austauschprojekt Max-Beckmann-Schule in Frankfurt / 6. Schule in Guangzhou während der Corona-Krise wurde

Seit 2014 unterhält die Max-Beckmann-Schule Frankfurt einen sehr aktiven und erfolgreichen Schüleraustausch mit der 6. Schule von Guangzhou/Volksrepublik China. Beide Schulen, sowohl die Max-Beckmann-Schule als auch die 6. Schule von Guangzhou, repräsentieren Oberstufengymnasien. Das Angebot richtet sich vorwiegend an Schüler*innen der 11. und 12. Klasse. Seit 2014 haben bereits drei Austausche stattgefunden. In diesem Februar sollte nun der Austausch mit jeweils 25 Schüler*innen und 5 Lehrer*innen von beiden Schulen in die 4. Runde gehen – beginnend mit der Reise der Frankfurter Schüler*innen nach Guangzhou. Gefördert wurde die Austauschbegegnung insbesondere vom Referat für Internationale Angelegenheiten der Stadt Frankfurt, der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Max-Beckmann-Schule e.V. sowie durch den „Mercator Schulpartnerschaftsfonds Deutschland-China“ – ein gemeinsames Projekt der Stiftung Mercator, des Goethe-Instituts und des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD) des Sekretariats der Kultusministeriums zur Förderung deutsch-chinesischer Schulpartnerschaften.

Als pädagogische Zielsetzung waren Projekte zur Stadtentwicklungen von Guangzhou und Frankfurt geplant. In einer zweijährigen Vorbereitung im Rahmen der China-AG wurden Projektgruppen aufgebaut und mit der chinesischen Schule kooperativ abgestimmt. Insbesondere sollten die Bereiche Stadtplanung, Wohnen, Umwelt, Nachbarschaften, öffentlicher Raum und moderne Technologien in der Stadtentwicklung in gemischten Gruppen aus deutschen und chinesischen Schüler*innen in Form eines Projektes in beiden Städten untersucht und die Ergebnisse in einer öffentlichen Präsentation vorgestellt werden. Dies sollte einmal für Guangzhou im Februar 2020 und für Frankfurt beim Rückbesuch der Chinesen im August 2020 erfolgen. Die Vorfreude war riesig und die Schüler*innen und Lehrer*innen auf beiden Seiten waren mit großem Eifer und viel Herzblut bei der Sache.

Doch die 4. Runde schien unter einem schlechten Stern zu stehen. Eigentlich sollte auch das nahe liegende Hongkong besucht und in das pädagogische Projekt zur Stadtentwicklung einbezogen werden, aber aufgrund der Unsicherheiten mit den Protesten in Hongkong war man auf einen Ausflug in die ländlichen Gebiete der Provinz Guangdongs, nach Heyuan, ausgewichen. In Heyuan hätte man sich mit der Wasserversorgung von Guangzhou, Shenzhen und Hongkong über den dort angelegten riesigen Xinfeng-Stausee sowie mit dem Freilichtmuseum, eine Sammlung historischer Rundbauten der Volksgruppe der Hakka in Su Jia Wei, beschäftigt. Die Umorganisation dieses Ausfluges kostete bereits viel Kraft, doch dann kam im Januar die Corona-Krise in China ins Spiel.

Aufgrund der Epidemie musste die Reise der Max-Beckmann-Schule nach Guangzhou im Februar abgesagt werden. Die Max Beckmann-Schule zeigte ihr Mitgefühl, aber auch ihre Unterstützung der 6. Schule durch eine Fotoaktion und bot der chinesischen Schule eine Hilfslieferung von Atemmasken an.

Fotoaktion der Max Beckmann Schule für die 6. Schule von Guangzhou ©Lothar Rockstroh

Die Epidemie breitete sich wie zu erwarten auch nach Europa und in nahezu alle anderen Teile der Welt aus. Dies ließ sowohl Lehrer*innen als auch Schüler*innen der Nr. 6 in Guangzhou wiederum nicht ungerührt. Und hier zeigte sich erneut die Verbundenheit, aber auch die Bedeutung der bisherigen Austausche für die Schulgemeinden auf beiden Seiten: die 6. Schule schickte dem Förderverein der MBS, der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Max Beckmann-Schule e.V., in dieser nunmehr für die Europäer schwierigen Zeit OP-Masken und anderes Präventivmaterial nach Frankfurt.

In der ersten Aprilwoche konnten Schulleiter Harald Stripp und Austauschkoordinator Oliver Lein schließlich für den Förderverein 10 Pakete mit unter anderem ca. 1400 OP-Masken in Empfang nehmen. Diese Aktion war nur möglich durch den unermüdlichen Einsatz der chinesischen Koordinatorin Wang Huishan („Aby“) sowie der stellvertretenden Schulleiterin Wang Wanli. (Zwischen den Schulleitern beider Schulen, Liu Jianxiang und Harald Stripp, wurde die Verbundenheit in diesen schwierigen Zeiten in Dankesbriefe betont.)

Stellvertretende Schulleiterin Wang Wanli mit DHL-Mitarbeitern ©Wang Huishan
Austauschkoordinatorin „Aby“ Wang Huishan beim Versand der Pakete ©Wang Huishan
Schulleiter Harald Stripp mit der ersten Teillieferung ©Oliver Lein
Schulleiter Harald Stripp (rechts) und Austauschkoordinator Oliver Lein (links) ©Oliver Lein

Der Sendung lagen auch einige persönliche Briefe und Karten der chinesischen Austauschschüler*innen bei, um die Empathie zwischen den Schülergruppen zu verdeutlichen. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ lautete eine der selbst gemalten Karten der chinesischen Schüler*innen aus Guangzhou. Viele Schüler*innen stehen zudem weiterhin über E-Mail in Kontakt zu ihren jeweiligen Partnern, auch wenn die Begegnung zunächst entfallen musste.

Karte von Renjie Feng an seinen deutschen Partner ©Wang Huishan

Nun soll je nach Fortgang der Pandemie der Austausch entweder 2021 oder 2022 nachgeholt werden. Leider werden einige Schüler*innen dann aufgrund von Abiturprüfungen nicht mehr teilnehmen können. Doch Glück im Unglück hatten alle Teilnehmer*innen, denn die Max-Beckmann-Schule konnte allen Eltern den vollen Reisepreis zurückerstatten. Dies war nur möglich durch ein Entgegenkommen der beteiligten Reiseunternehmen und besonders durch den Mercator Schulpartnerschaftsfonds Deutschland-China.

Oliver Lein