Eine besondere Lesung: Das Kämpfen gegen Diskriminierung ist Ehrensache! – Burak Yılmaz liest zum zweiten Mal an der MBS
Am Freitag, den 15. Dezember 2023 besuchte der Autor und Pädagoge Burak Yılmaz die Max-Beckmann-Schule, um vor Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 12 aus seinem neusten Buch Ehrensache – Kämpfen gegen Judenhass zu lesen. Yılmaz besuchte damit schon zum zweiten Mal unsere Schule, und auch dieses Mal hinterließ er bei den Zuhörenden einen sehr positiven Eindruck und vermittelte ihnen wichtige Botschaften.
Die Veranstaltung wurde durch eine Ansprache vonseiten Frau Kneller (Fachbereichsleitung Gesellschaftswissenschaften) eröffnet, in der sie den Autor herzlich begrüßte, ihn kurz vorstellte und in der sie auch auf ihre persönliche Sicht zum Thema Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung einging: Sie verdeutlichte am Beispiel des Nahost-Krieges, dass Antisemitismus und Diskriminierung weitreichende Folgen haben könne. Diese Folgen würden auch über das Kriegsgebiet hinaus Teile der Welt betreffen. So habe der Nahost-Krieg auch sichtbare und spürbare Auswirkungen auf unser Zusammenleben in Deutschland. Deutlich werde dies an einer deutlichen Zunahme antisemitischer Übergriffe auf jüdische Menschen und auch an einer Zunahme von diskriminierenden Übergriffen auf muslimische Menschen.
Nach ihrer kurzen Einleitung übergab Frau Kneller auch schon dem Autor Burak Yılmaz das Wort. Er machte seinerseits deutlich, dass die Intention seiner Arbeit daraus bestehe, auf Antisemitismus, Diskriminierung und Rassismus aufmerksam zu machen, was ihn dazu veranlasst habe, sein Buch Ehrensache – Kämpfen gegen Judenhass zu verfassen. Anschließend las er aus diesem Buch zwei Textstellen vor, in denen seine Erfahrungen mit Diskriminierung und Rassismus, die er bereits im Jugendalter in der Schule machte, thematisiert wurden. Aus diesen Erfahrungen im jungen Alter deutete er, dass Formen von Diskriminierung bereits im Jugendalter von der Gesellschaft beigebracht und teilweise durch Institutionen befördert würden, weshalb er heute in seinem Jugendzentrum in Duisburg Antisemitismus und Rassismus mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen thematisiere.
Gleichzeitig forderte Yılmaz das Publikum dazu auf, auch die eigene „Stimme gegen den Hass“ zum Ausdruck zu bringen, indem sie handelten, wenn sie beobachteten, dass jemand aufgrund seiner Religion, seiner Herkunft oder seines Aussehens ausgegrenzt oder benachteiligt wird. Denn Diskriminierung und Rassismus könne nur dann gestoppt werden, wenn man sie anspricht und aktiv gegen diese Formen der Ausgrenzung kämpft, indem man handelt!
Nicht nur diese Botschaft sendete der Autor, er machte auch unmissverständlich klar, dass der Kampf gegen Diskriminierung eine Haltungsfrage sei: Tief in seinem Inneren müsse man Frieden anstreben, um gegen Ausgrenzung kämpfen zu können. Als Individuum müsse man also den Willen haben, einen Kampf gegen Ausgrenzung zu führen, was einen Reflexionsprozess voraussetze. Denn: „Der Kampf gegen Rassismus, der Kampf gegen Antisemitismus beginnt im eigenen Kopf!“, so Burak Yılmaz.
Seinen Vortrag beendete der Autor mit dem Appell, dass jede und jeder dafür sorgen solle, dass Menschen schon im jungen Alter ein Bewusstsein für Antisemitismus und Rassismus entwickelten, damit ihnen klar werde, welche negativen Auswirkungen dieser Hass für das gemeinschaftliche Zusammenleben und die Zukunft der Welt haben kann.
Yılmaz machte in diesem Zusammenhang den Stellenwert der Schule und seinen Wunsch nach Reformen in der Bildungspolitik deutlich: Dass die Bundesländer kein explizites Zeitfenster der Stundentafel für die fundierte Auseinandersetzung mit den Phänomenen Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus vorsehen würden und die Wissensvermittlung in der Schule stattdessen zu stark im Vordergrund stehe, das müsse geändert werden, so Yılmaz, der auch die Bundesregierung in Diskriminierungsfragen berät. Schule solle weitaus mehr als lediglich ein Ort der Wissensübermittlung sein – Schule solle ein Ort sein, an dem Diskriminierung und Rassismus problematisiert würden, damit Schüler*innen bewusst werde, welche Folgen dieses menschenverachtende Verhalten und solche Strukturen haben können, denn nur durch das Ansprechen dieser Probleme könne man politische Veränderungen auf friedliche Weise erreichen. Ein positives Beispiel für eine solche aktive und nachhaltige Auseinandersetzung könnten etwa begleitete Exkursionen in ehemalige Konzentrationslager sein, um die Folgen von Rassismus zu verdeutlichen, so wie dies Yılmaz regelmäßig mit muslimischen Jugendlichen tue.
Für seine Arbeit und damit auch für die Verbreitung seiner positiven Botschaften, mit denen er sich gegen den Hass und für ein friedliches Miteinander einsetzt, erhielt der Schriftsteller das Bundesverdienstkreuz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Ich denke, eine solche aufklärerische Bildung könnte zur Folge haben, dass auch Kriege wie der Nahost-Krieg endlich ein Ende hätten!
Der Vortrag von Burak Yılmaz hatte zur Folge, dass die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12 stärker für die Themen Rassismus und Antisemitismus sensibilisiert wurden, was an zahlreichen interessierten Fragen und Redebeiträgen in der Aula deutlich wurde.
Was Burak Yılmaz außerdem sehr gut gelungen ist, ist die Vermittlung der Botschaft, dass wir es aus einer „Welt voller Hass und Unruhe“ herausschaffen können. Meiner Ansicht nach kommt bei vielen Menschen zu häufig die Haltung zum Ausdruck, dass wir in einer unveränderbaren Welt leben. Burak Yılmaz machte genau das Gegenteil deutlich: Um etwas zu verändern, müssen wir diese Veränderung anstreben! Es gibt Hoffnung!
Deshalb finde ich es wichtig, diese Veranstaltung auch für die kommenden Jahrgänge anzubieten, nicht nur wegen der aktuellen politischen Situation, sondern auch deshalb, weil Burak Yılmaz mit der Lesung aus seinem Buch und der damit verbundenen Vorstellung seiner Haltung wichtige Lehren vermittelt, nämlich wie der Zusammenhalt in einer vielfältigen Gesellschaft gelingen kann und dass wir die Hoffnung nicht verlieren dürfen, dass das Ziel einer menschlichen, friedlichen Welt für alle erreichbar ist.
Text und Foto: Ifza Syed, Klasse 12a