Burak Yılmaz liest an der MBS

Am 01. Dezember hat der Pädagoge und Träger des Bundesverdienstkreuzes Burak Yılmaz die MBS besucht und vor vier Klassen aus der 12. Jahrgangsstufe aus seinem Buch „Ehrensache – Kämpfen gegen Judenhass“ vorgelesen. Anschließend gab es für die Zuschauer:innen die Gelegenheit, mit dem Autor ins Gespräch zu kommen.

Für die Organisation bedanken wir uns bei Herrn Tufan!

Hier geht es zur Seite von Burak Yılmaz.

Lea Riemann (12g) war bei der Lesung dabei und hat einen Artikel über sie verfasst. Hier folgt ihr Text:

Der Kampf gegen Diskriminierung ist Ehrensache

„Als Muslim empfinde ich den Hitlergruß als Angriff auf meine Menschenwürde.“

Erfahrungen aus der Kindheit können prägend sein und einen Menschen zu dem machen, der man heute ist. Der selbständige Pädagoge und Autor Burak Yılmaz will aus genau solchen Erfahrungen eine Lektion ziehen und diese an jüngere Generationen weitergeben, um ihnen zu zeigen, dass Rassismus ein Teil der Gesellschaft ist, dem wir uns unbedingt entgegenstellen müssen. Aus diesem Anlass verfasste er auch sein jüngstes Buch „Ehrensache: Kämpfen gegen den Judenhass“, aus dem er der Schüler:innenschaft, die aus mehreren 12. Klassen besteht, zwei Passagen vorliest.

Der Traum, nach dem jeder streben sollte, sei es, eine Gesellschaft zu gestalten, die für alle gerecht ist. Aus diesem Grund sollte der Antisemitismus für jeden ein Thema sein, genauso, wie sie für Burak Yilmaz eine „Herzensangelegenheit“ ist.

Schon früh wurde Burak Yılmaz mit feindlichen Äußerungen konfrontiert. In der ersten Passage seines Buches erhalten wir einen Einblick in das Geschehen aus seiner Kindheit und seine ersten Erfahrungen mit Antisemitismus und Rassismus. Besonders in seiner Schule wird ihm klar, dass Antisemitismus und Rassismus schon im Jugendalter durch die Familie befördert werden können. Auch als junger Student lässt ihm das Thema keine Ruhe. Seine Nebentätigkeit in einem Jugendzentrum ist der Wendepunkt, der ihn dazu bringt, mit Jugendlichen die Themen Antisemitismus und Rassismus zu behandeln. Er beschließt, aufgeschlossenen muslimischen Jugendlichen eine Fahrt nach Auschwitz zu ermöglichen.

Die Erfahrungen mit der ersten Fahrt in das Konzentrationslager prägten ihn. Man kann sagen, dass diese Fahrt in ihm eine Identitätskrise auslöste. Es kamen Fragen auf: Sind Menschen mit Migrationsgeschichte überhaupt „Deutsche“ oder „Wie war das damals für verfolgte Familien“? Viele negative Gefühle prägten die Fahrt, da die Erfahrungen in der Gedenkstätte Auschwitz in jedem beklemmende, auch widersprüchliche Gefühle hervorrief. Hier genau wurde aber eines klar: Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir Antisemitismus und Rassismus bekämpfen können. Rassismus und Antisemitismus sind Teil unseres Lebens und spalten die Gesellschaft auch heute noch. Jährlich nehmen antisemitische Gewalttaten um 20-30% zu. Genau aus diesem Grund müssen wir beide Themen ansprechen. Es dürfen keine Tabuthemen sein und vor allem muss auf die Ursprünge von Rassismus jeder Couleur geschaut werden. Denn egal, ob Social Media, Freunde oder Elternhaus: Die Wurzeln für antisemitische und rassistische Einflüsse stehen uns näher, als wir denken.

Was kann man tun?

Oftmals wird weggeschaut, wenn man in der Öffentlichkeit antisemitischen und rassistischen Äußerungen begegnet. Aber genau hier liegt der Fehler. Wir müssen anfangen, mehr Zivilcourage zu leisten und gegen solche Dinge vorzugehen. Antisemitismus und Rassismus sollte keinesfalls normalisiert werden. Es gilt: Kleines kann Großes bewirken. Jeder kleine Schritt wird helfen, einer gerechten Gesellschaft die Tür zu öffnen.

Appell an die Parlamente

Yılmaz macht deutlich, dass es wichtig sei, schon früh zu beginnen, ein Bewusstsein für Antisemitismus- und Rassismuskritik zu schaffen. Auf den Kultusministerkonferenzen hätten die Themen Antisemitismus und Rassismus bzw. Diskriminierungsformen keine große Relevanz. Dies solle sich definitiv ändern, denn wenn Antisemitismus und Rassismus schon in der Schule thematisiert würden, könne Aufklärung einen großen Erfolg haben. Alles nach dem Grundsatz: je früher, desto besser. Schule im Allgemeinen müsse diverser werden und mehr Akzeptanz zeigen, damit die Möglichkeiten für Diskriminierung so klein wie möglich gehalten wird. Ob Antisemitismus und Rassismus jemals komplett aus der Gesellschaft weichen wird, stehe in den Sternen. Doch jeder sei in der Lage, seinen Teil beizutragen, um dem Ziel, einer toleranten Gesellschaft für jeden, näher zu kommen.

(Lea Riemann, 12g)