Kulturabend „Vielfalt leben“ an der MBS

Das Programm kündigte bereits Vielfalt an, und mit zahlreichen musikalischen Beiträgen, mit Wort und Film, Gesang und Theater wurde die vollbesetzte Aula an diesem Dienstagabend kurzweilig unterhalten.
Doch der Reihe nach.
Das kurzweilige Spektakel begann mit einer veritablen Vernissage im Eingangsbereich der MBS: auf einem eleganten, weißen Laufsteg präsentierten sich – nein, keine Models, keine edle Kunst – roh belassene Stuhlkonstruktionen verschiedenster Art! Die Aufgabe war, aus vorgefundenem Holz, das konnten Paletten, Bauholz oder Bretter aus dem Keller sein, unter Beachtung des Materials ein „sitzbares“ Gerät herzustellen. Präsentiert wurden die Produkte zweier Kunst-Grundkurse des Jahrgangs 13 mit einer einleitenden Rede der Kunstlehrerin Frau Roters. Der stilgerechte Sektempfang gehörte mit zum Programm.
Nur einige Minuten später erklang das „Lollipop“ des Popchors im Treppenhaus und lud das Publikum ein, nun die Aula zu füllen. Dort ging es lautstark und rhythmisch mit dem Musikkurs von Herrn Lein und dem Lied „¿Oye, cómo va?“ („Wie geht es dir?“) von Santana in das Bühnenprogramm hinein. Herr Lein spielte dabei inkognito mit – oder hat ihn doch jemand erkannt?
Wie ein Kontrapunkt präsentierte anschließend der Musikkurs des Jahrgangs 12 von Frau Wörn das Stück „Metamorphosis Two“ von Philipp Glass. Hierbei handelt es sich um ein Stück Minimalmusik – kleinste Einheiten in Wiederholung und Variation, die mit großer Konzentration vonseiten der Schüler auf Xylofonen, Klavier und vielen anderen Instrumenten gespielt wurden.
Die Schreibkunst folgte mit drei Texten, die wenige Tage zuvor in einer Schreibwerkstatt mit dem Poetry-Slamer Samuel Kramer entstanden waren. Beeindruckend waren nicht nur die unterschiedlichen literarischen Produkte, sondern auch die Souveränität der Vortragenden.
Patrick Mutt, Schüler des Jahrgangs 13, spielte – ganz angehender Pianist – am Flügel die Ballade g-moll von Frederic Chopin, ein sehr komplexes Werk, und bereitete damit die Würdigung vor, die im Rahmen einer Initiative der SV und der Beratungslehrerin Frau Kneller von der Schulsprecherin Isabelle Chevalier moderiert wurde: die Zertifizierung der MBS als Teil des bundesweiten Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Die Paten Andrea Diener, ehemalige Schülerin der MBS, welche ein sehr persönliches Statement abgab, warum sie diese Schule unterstützen möchte, und Turgut Yüksel, SPD-Abgeordneter im Hessischen Landtag, begründeten ihre Bereitschaft, als Paten das Projekt zu fördern. Die Schulgemeinde ist sehr stolz auf diese Zertifizierung!
Zum Abschluss des ersten Programmteils gab es noch ein kurzes Klavierstück von Salim Ikercourn, ebenfalls Jahrgang 13, sowie einen Filmeinspieler zu dem Kunstprojekt „Malen ohne Pinsel“, das kreativ verschiedene Methoden zeigte, mit Farbe und Bewegung zu gestalten. Kunstlehrer Herr Bromig konnte damit zugleich auf die Ausstellung seines Kurses in der dritten Etage hinweisen.
Auch in der Pause wurde Kultur geboten: Häppchen gegen eine Spende für das Abi-Komitee, Getränke sowie Aktionen der SV, des Mathematik-Vorleistungskurses, Kunst des GK und des LK von Frau Papenberg; dabei wurde über die Eindrücke und das Programm bei einem Glas Wasser oder Wein geplaudert.
Der zweite Teil begann wie der erste mit Rhythmus und Dynamik: Der Pop-Chor unter Leitung von Frau Möller warf Jack heraus, weil der auf Kosten anderer leben wollte: „Hit the Road, Jack“ von Ray Charles. Den gleichen Song spielte mit beeindruckender Leichtigkeit direkt im Anschluss Aleksa Kostić auf der akustischen Gitarre. Es war spannend, zwei Variationen des gleichen Stücks anzuhören und miteinander vergleichen zu können.
Danach belehrten die Schüler des Mathematik-Kurses ihren „Lehrer“ Cosmo Hahn eines Besseren, indem sie vorführten, dass nicht nur seine Methode der Multiplikation, sondern auch weitere Methoden aus aller Welt zu dem richtigen Ergebnis führten. Der unterhaltsame und zugleich interessante Einblick in die Mathematik, verpackt in einen Sketch, wurde von der Mathematik-Lehrerin Frau Euler mit großem Lob bedacht, weil das Ergebnis von den Schüler*innen weitgehend eigenständig erarbeitet worden war.
Beeindruckend war die wunderbare Stimme von Anna-Maria Anagnostou aus dem Jahrgang 12, am Flügel begleitet von Patrick Mutt, die „The Weight of the World“ gefühlvoll und mit der Unterstützung von Freundinnen vortrug. Dann folgte wieder Theater, diesmal eine Kostprobe einer spielpraktischen Prüfung aus dem DS-Unterricht von Herrn Schwarz. Das Ergebnis der Aufgabe, eine Kurzgeschichte zu inszenieren und damit die eigene Interpretation mitzuliefern, hatte sogar den Lehrer Herrn Schwarz überrascht. Die Tochter aus der gleichnamigen Erzählung von Peter Bichsel steht außerhalb der Familie, während die Eltern tagtäglich ihre Rückkehr erwarten. Aber – so Deutung der Schülerinnen – sie kommt nicht mehr. Die Mutter (eindrucksvoll dargestellt von Roberta Ribalev) bricht darüber zusammen.
„Take five“ – bekannt geworden durch Dave Brubeck – wurde danach von Cedrick Haag, Jahrgang 13, auf dem Akkordeon vorgetragen. Mit Georg Kreisler wurde der Abend beendet: Frau Wörn am Klavier, Herr Hafer mit Gesang – war das der Höhepunkt? Meiner Meinung nach ja, weil es zu einer wunderbaren Reaktion des Publikums beim Chanson von „Barbara“ kam: die Zuschauer*innen – eine/r nach dem anderen – schwenkten ihre Handys als Lichtzeichen, und der geistesgegenwärtige Mann der Technik – Herr Sampredro – löschte das Licht im Saal. Das war Gänsehaut pur. Ein wunderbarer Abschluss eines durch und durch gelungenen Abends!

Inge Pauls

Plakatankündigung für den Kulturabend