Woman – Life – Freedom

14.12.2022

Im Folgenden findet sich der Wortlaut der Rede, welche unsere Schülerin Meike Dutt (12c) an der Iran-Demo auf dem Unigelände am 30.11.2022 gehalten hat. Sie war dort, zusammen mit anderen Schülerinnen und Lehererinnen der MBS, um gemeinsam mit Angehörigen der Universität für die Menschenrechte und die Freiheit im Iran zu demonstrieren.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Mein Name ist Meike Dutt. Ich bin eine Schülerin in Frankfurt und heute nehme ich an
dieser Demonstration teil, um meine Solidarität mit den Menschen im Iran zu zeigen.
Ich bin keine Iranerin, also Warum stehe ich heute hier? Warum halte ich diese Rede
,obwohl ich keinen Bezug zum Iran habe?
Ich stehe hier vor ihnen und halte diese Rede als Vertreterin meiner iranischen Freunde, die
Angesichts politischer Gründe keine Rede halten Können, weil sie vermutlich mit Verfolgung
rechnen müssen. Deshalb lese ich ihre Rede für Sie vor.
43 Jahre, das ist eine lange Zeit. Seit 43 Jahren werden die Menschen im Iran nicht gehört
und gesehen. Es werden Menschen verhaftet, gefoltert, vergewaltigt und erhängt und all
das, weil sie nur ihre Grundrechte wieder haben wollen.
Wenn sie jemals ein Date hatten, wenn Sie jemals als eine Frau mit dem Fahrrad gefahren
sind oder schon einmal im Stadion waren, jemals auf der Straße getanzt oder gesungen
haben, jemals jemanden mit dem gleichen Geschlecht geküsst haben, dann wäre es
vielleicht schwer zu glauben, dass all das im Iran verboten ist und man dafür verhaftet oder
sogar getötet werden kann.
Für all das und das Recht der Selbstbestimmung und Freiheit demonstrieren die Menschen
seit 74 Tagen im Iran. Ich kann die Freiheit spüren, denn die iranische Regierung, die sehr
vieles zu verlieren hat, steht gegen eine Bevölkerung, die lange nichts mehr zu verlieren hat.
Gegen Teenager, die sich jeden Morgen von den Eltern verabschieden und auf die Straßen
gehen mit dem Bewusstsein, dass sie vielleicht nicht mehr zurückkehren, gegen Eltern die
lange nicht mehr sagen, dass ihre Kinder nicht mehr protestieren sollen, sondern selbst mit
ihnen demonstrieren und zusammen kämpfen gegen das konservative und brutale Regime.
Heute möchten wir ihre Stimme sein und die Menschen im Iran ermutigen, dass sie von der
restlichen Welt gehört und gesehen werden, obwohl die islamische Regierung nach allen
Mitteln gereift, um genau das zu verhindern.
Als Schüler und Schülerinnen sehen wir uns verpflichtet, unsere Freiheit zu nutzen und zu
demonstrieren, auch weil in den letzten Monaten Schüler im Iran im Kampf für die Freiheit
ums Leben gekommen sind.
Wir, meine iranischen Freunde und ich selbst hoffen auf den Tag, an dem Iraner die Freiheit
im Iran zusammen feiern.
Danke an jeden, der heute hier erschien ist.
Frauen Leben Freiheit.

Rote Hände für Menschenrechte und Freiheit im Iran

12.12.2022

Unsere Aktion ist nicht unbeachtet geblieben. Hier folgt eine Sprachnachricht von Omid Nouripour, Vorsitzender von Bündnis 90 / Die Grünen und MdB aus Frankfurt:

„Liebe Leute,

Omid Nouripour hier, ich bin der Chef der Grünen und der Abgeordnete aus Frankfurt im Deutschen Bundestag. Ich habe erfahren, dass Ihr Euch mit der aktuellen Situation im Iran beschäftigt: Danke dafür!

Die Menschen machen unglaubliche Dinge auf den Gassen und den Straßen, sie haben unfassbaren Mut; es ist unglaublich beeindruckend und sie haben Aufmerksamkeit verdient und die gebt Ihr Ihnen – und schenkt Ihnen Eure Arbeit, Eure Zeit und Eure Aufmerksamkeit. Das haben Sie verdient.

Ich danke Euch dafür – möge die Macht mit Euch sein!“

10.11.2022

In der Mittagspause am 8. November 2022 schallte „Baraye“, (Fārsī: für) über Lautsprecher durch das Foyer der MBS, der Song des jungen Künstlers Shervin Hajipour, der die lange Liste der Begehren aufzählt, die vor allem junge Menschen im Iran, trotz der brutalen Zerschlagungsversuche des Regimes, seit Wochen auf die Straße bringen.

Das lässt auch die Schulgemeinschaft der MBS nicht kalt. Zum einen sind wir Schülerinnen und Schüler, die selbst oder deren Familien aus dem Iran stammen, und zum anderen solidarisieren wir uns alle mit dem prägnanten Slogan „زن زندگی آزادی“, Frau, Leben, Freiheit.

Wir haben die Zeit in der Mittagspause genutzt, um diese Solidarität in Aufklärung derer, die noch kaum über die Proteste Kenntnis haben, zu verwandeln, um offen Wut und Trauer zu zeigen, uns zusammenzufinden, Trost zu spenden und uns zu organisieren.

Eine Schülerin sprach mitreißend von der Treppe zu ihren Mitschüler*innen mit Wut und Herz, und viele haben die ausgestellten Bilder auf sich wirken lassen oder eigene Poster gestaltet.

Die Max-Beckmann-Schule steht mit den Protestierenden im Iran, die für eine freie und demokratische Gesellschaft gleichberechtigter Bürger:innen kämpfen.

زن زندگی آزادی

(Joanna Bennett)



Information und Protest zur Situation im Iran