MBS besucht die Gedenkstätte Buchenwald

Vom 17. bis 20. Juli 2022 hat eine jahrgangsübergreifende Schüler:innen-Gruppe die Gedenkstätten Topf & Söhne (Erfurt) und Buchenwald bei Weimar besucht und dort an pädagogischen Projekten teilgenommen. Die begleitenden Lehrkräfte waren Joanna Bennett, Thomas Stein und Anneke Thaler.

Hier kommt ein Beitrag von Ainoa Wermuth Hernández, einer der Teilnehmer:innen:

Was für Gefühle soll man haben, wenn man sich auf dem Weg zu einem Ort befindet, der so vielen Menschen Schmerz, Entsetzen und Leid gebracht hat?

Das war die Frage, die ich mir stellte, als ich im Zug auf den Weg nach Buchenwald saß. Ich wusste nicht, was genau mich erwartete, und ehrlich gesagt fällt es mir immer noch schwer, all die Gräueltaten zu erfassen, die dort geschehen sind. Ich denke, niemand, der es nicht selbst erlebt hat, kann wirklich begreifen, was dieser Ort für die Insassen des KZ Buchenwald bedeutet hat.

Unsere erste Station war die Gedenkstätte Topf und Söhne in Erfurt. Diese Firma hat zur Zeit des NS-Regimes die Brennöfen für die Konzentrationslager hergestellt. Dort wurden wir nicht nur mit dem Bau und Transport der Öfen und deren grauenhafter Zweckmäßigkeit konfrontiert, sondern auch mit der Geschichte der führenden Kräfte des Unternehmens. Viele Menschen verurteilen die Menschen, die zu dieser Zeit wegsahen oder Befehle befolgten, und sie liegen natürlich nicht falsch. Aber die Geschichten der Menschen hat mir zu verstehen gegeben, dass es aus jetziger Sicht einfach ist, mit dem Finger auf diese Leute zu zeigen und dass dies nicht ganz so einfach ist, wenn man sich in die Zeit zurückversetzt, in der die Leute lebten. Es ist in keinster Weise mein Ziel, die Leute zu verteidigen, die dem NS-Regime bei seinem menschenfeindlichen und unverzeihlichen Aktionen geholfen haben und diese in Schutz zu nehmen. Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass wir die Hintergründe kennen sollten, aus denen die Taten resultieren, bevor wir uns dazu entschließen zu urteilen.

Die Zeit in der Gedenkstätte Buchenwald war sehr prägend für mich. Sie war mit vielen Emotionen verbunden. Ich erinnere mich vor allem an das Gefühl der Fassungslosigkeit, das mich immer dann überfiel, als wir die Orte besuchten, wo die Insassen lebten, und zu erkennen, welchen Qualen und welcher Folter sie ausgesetzt waren.

Ich habe viel gelernt in den Tagen in der Gedenkstätte, nicht nur über das Leben im KZ, die Häftlinge und Wärter, sondern auch über mich. Sie gab nicht nur interessante Projekte, sondern auch viel Zeit, um unsere Gedanken und Gefühle zu ordnen. Es war eine sehr intensive Zeit.

Trotz der ganzen schrecklichen Sachen, die ich dort gesehen und erfahren habe, bereue ich die Teilnahme an dieser Fahrt keine Sekunde. Diese Orte zu besuchen ist wichtig, um zumindest ein Bruchteil, von dem zu verstehen, was zur Zeit des Nationalsozialismus geschehen ist. Man braucht starke Nerven und sollte sich Zeit nehmen. Aber ich kann es nur empfehlen.

Besucht diese Orte und sprecht mit euren Mitmenschen über das, was ihr dort gelernt habt.

Lasst nicht zu, dass Fehlinformationen oder pure Sturheit eure Wahrnehmung trüben.

Klärt auf und sorgt dafür, dass so etwas nie wieder passiert.

Wir sind nicht schuld an dem Vergangenen, aber wir wären schuld, wenn wir wegsähen oder es leugneten und es daher erneut passierte.

Ainoa Wermuth Hernández

Hier geht es zu einem Kurzfilm von Pablo El-Ghauzali, der vor Ort enstand